Monday 1 October 2018

Multifeed 19,2° und 28,2° mit Monoblock



Multifeed 19,2° und 28,2° mit Monoblock

Mit denjenigen, die den Herzinfarkt beim Lesen dieser Überschrift überlebt haben, möchte ich hier kurz einige Erfahrungen teilen, die ich beim Experimentieren mit Monoblock-LNBs vor kleinen Spiegeln gesammelt habe. Dabei ist mir bewusst, dass diese Aufbauten nicht das letzte „Zehntel-dB“ herausholen und dass sie nicht geeignet sind, am Rande des Footprints den Empfang der BBC zu ermöglichen. Die nachfolgenden Beschreibungen beziehen sich auf Orte, an denen sowohl Astra1 als Astra 2 mit starkem und stabilem Signal zu empfangen sind.

Ein Freund aus einem englischsprachigen Land wollte bei uns im Emsland die britischen Sender von 28,2 Grad Ost empfangen. In seinem Mietshaus hängen vier Parteien an einen Quad-Monoblock für 13° und 19,2° Ost vor einem 80 cm Spiegel. Ein weiteres LNB für 28,2° Ost mit DiSEqC-Switch hätte zu Komplikationen mit dem vorhandenen Monoblock-LNB geführt. Also entschloss ich mich, die betreffende Zuführung zur Wohnung des Freundes von der vorhandenen Anlage zu entfernen und einen gesonderten Spiegel für ihn aufzubauen.

Wichtig war dabei auch eine gewisse Betriebssicherheit. Da ich aus Erfahrung wusste, dass es immer mal wieder Ärger gibt mit externen DiSEqC-Schaltern und/oder deren Verkabelung, schwebte mir eine andere Lösung vor. Ich hatte vor längerer Zeit schon mal einen 60er Spiegel für den Empfang der Engländer bei uns in Haren aufgebaut und wusste, dass das Signal stark genug ist für einen stabilen Empfang mit Regenreserve. Nur bei sehr schwarzen Wolken und/oder starken Gewitterschauern merkt man den Unterschied. In solchen Situationen fällt das Signal aus England an einer 60er  Parabolantenne mit 28,2° im Fokus etwas eher aus als die deutschen Kanäle auf 19,2°.

Bei besagtem Freund baute ich also eine Parabolantenne mit 60 cm Durchmesser auf, die ich zunächst mit einem Einzel-LNB stabil auf 28,2° Ost ausrichtete. Dann entfernte ich das einzelne LNB und tauschte es gegen ein 6° Monoblock-LNB aus. Die Gradangaben bei Monoblock LNBs beziehen sich immer auf eine Spiegelgröße von 80 cm. Bei meinem Monoblock-LNB der Marke Inverto beträgt der Abstand der beiden Feedhörner 62 mm. Bereits bei meinen vorherigen Versuchen hatte ich mich hinsichtlich der LNB-Abstände an der Faustformel von Andreas Beitinger auf seiner Seite orientiert:


Die Feedarmlänge des vorhandenen Spiegels betrug ca. 31,5 Zentimeter vom Spiegel bis zur LNB-Halterung. 315 mm x 0,2 ergibt exakt 63 mm! Also fast auf den Millimeter genau. Ich montierte das Monoblock-LNB so in der Halterung, dass das Feed B sich im Fokus befand. Mit anderen Worten: wenn man auf die Plastikkappen des LNBs schaut, befindet sich das rechte Feedhorn in der LNB-Halterung. Das Monoblock-LNB habe ich dann so gedreht, dass das andere Feedhorn ein paar Millimeter niedriger ist als das im Fokus befindliche. Gespiegelt im Parabolreflektor ergibt dies, dass der um 2° unterschiedlichen Elevation der beiden Satelliten Rechnung getragen wird. Für eine höhere Elevation muss das betreffende LNB etwas tiefer sitzen und umgekehrt. Da der Astra 1 auf 19,2 Grad zwei Grad höher steht, ist das schielende Feedhorn dementsprechend ein paar Millimeter tiefer montiert.

Orthodoxe Techniker mögen diese Lösung verteufeln. Auch Beitinger verwünscht die Monoblock LNBs in Grund und Boden. Hierzu möchte ich anmerken, dass es nicht um eine Lösung für DXer geht, sondern um eine einfache und praktikable Installation, die ihre Alltagstauglichkeit nunmehr seit mehreren Monaten ohne Signalausfall bewiesen hat. Der Receiver zeigt sowohl bei den deutschen als bei den englischen Sendern eine Signalqualität um 87 Prozent an. Bei mittelstarkem Regen ändert sich die Signalanzeige nicht. 

60er Spiegel Multifeed 19,2/28,2 Grad Ost im Emsland


England und Deutschland mit nur 40 Zentimetern

Ermutigt von diesem Ergebnis begann ich nunmehr über eine Multifeedlösung für meinen Zweitwohnsitz in der Nähe von Den Haag in den Niederlanden nachzudenken. Bisher hatte ich dort zwei Flachantennen der Marke Selfsat installiert, die auf die beiden Positionen 19,2° und 28,2 ° Ost ausgerichtet waren. Ich fand diese Lösung etwas zu auf- und anfällig. Auffällig, weil im vollverkabelten Holland der Satellitenempfang sehr schnell mit „integrationsunwilligen Immigranten aus Nordafrika“ assoziiert wird. Die vielzitierte Toleranz der Niederländer ist leider mehr Marketing in eigener Sache als Realität.
Anfällig war diese Lösung, weil die Verkabelung mit einem DiSEqC-Switch bei mir im dortigen rauen Küstenklima schon zweimal für Ausfälle gesorgt hatte.

Die Signale der englischen Astra-Satelliten sind im Westen der Niederlande äußerst stark. Es bietet sich daher an, die „deutsche“ Position 19,2° Ost in den Fokus zu nehmen und die Briten mit einem schielenden LNB zu empfangen. So hatte ich es jahrelang mit einer nur 40 cm großen Antenne und entsprechend schmalen LNBs praktiziert. An meiner jetzigen Wohnung ist der Installationsort weniger geschützt und ich wollte mir die Bastelei mit zwei losen LNBs und dem DiSEqC-Schalter ersparen.

In verschiedenen Ländern, u.a. den Niederlanden aber auch in Tschechien und der Slowakei werden häufig Monoblock LNBs verwendet, die für den Empfang von 19,2° und 23,5° Ost vorgesehen sind. Das enstpricht einem Abstand von 4,3°. Neugierig maß ich die Länge des Feedarms meines neu erstandenen Parabolspiegels. Sie beträgt 24 cm. Da ich kein Monoblock für 4,3° Abstand zur Hand hatte, berechnete ich nicht den nötigen Abstand der Feedhörner, sondern das Verhältnis der Feedarmlänge bei 40er Spiegel zu der Feedarmlänge beim 60er. Also 24 cm / 31,5 cm ergibt ca. 0.77. Nun multiplizierte ich den Abstand eines 6° Monoblock mit diesem Faktor von 0,76 und kam auf einen Abstand von 4,57°. Etwas zuviel, aber ich wagte es und bestellte einen Inverto Monoblock für den Abstand von 4,3°. Im vorliegenden Fall montierte ich aufgrund des wesentlich stärkeren englischen Signals das beim Blick auf die Plastikkappen linke Feedhorn im Fokus.

Beim Ausrichten merkte ich allerdings, dass im Gegensatz zum 6° Monoblock bei diesem LNB das rechte „Auge“ das A ist, also genau umgekehrt. Hier bestätigte sich, dass man beim Installieren und Ausrichten nicht blind auf die Produktbeschreibung oder die Aufschrift auf der Verpackung vertrauen sollte. Einfach durch Abdecken mit der Hand testen, welches LNB ohne DiSEqC-Befehl aktiv ist. Ich hatte zuerst mit dem „schielenden Auge“ (rechts!) auf 19,2° ausgerichtet ohne es zu merken. Danach hatte ich verzweifelt versucht, mit dem anderen „Auge“ die Briten zu empfangen. Natürlich ohne Erfolg.

Also nochmal ausgerichtet auf 19,2° Ost mit einem einfachen LNB in der Halterung. Dann das einfache LNB ausgetauscht gegen das 4,3° Monoblock-LNB, wohlgemerkt das linke Feedhorn in die Halterung! Das rechte Feedhorn empfängt nun schielend die Briten auf 28,2°. Die leichte Abweichung von ein paar Zehntel Grad fällt bei dem breiten Öffnungswinkel des kleinen Spiegels kaum ins Gewicht. Versuche, den Spiegel auf das britische Signal fein auszurichten ergaben bei mir keine messbare Verbesserung. Beide Satelliten erzeugen an meinem Receiver mit dieser Konstruktion eine Signalqualität von ca. 72 bis 74 Prozent und eine Signalstärke von ca. 84 Prozent, wobei letztere weniger Aussagekraft hat als die Qualität. Der Empfang von beiden Sat-Positionen ist damit ein bisschen besser als mit den Selfsat Flachantennen. Der kleine 40er Reflektor ist dabei wesentlich unauffälliger als zwei Flachantennen mit ca. 50 cm Breite und knapp 30 cm Höhe. Vor allem aber ist die Installation mit dem Monoblock weniger störanfällig. Kabel dran und fertig.

Fazit: es war ein gewagtes Experiment, an einem kleinen Spiegel von nur 40 cm stabilen Multifeedempfang aus England und Deutschland zu versuchen. Aufgrund der Nähe zur Zielregion des Signals (180 km bis zur englischen Küste) und damit noch in der Kernzone des Footprints erschien mir dieses Experiment jedoch aussichtsreich. Der Erfolg gibt mir Recht.


 Multifeed 19,2/28,2° Ost in Den Haag (NL)


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