Multifeed 19,2°
und 28,2° mit Monoblock
Mit denjenigen,
die den Herzinfarkt beim Lesen dieser Überschrift überlebt haben, möchte ich
hier kurz einige Erfahrungen teilen, die ich beim Experimentieren mit
Monoblock-LNBs vor kleinen Spiegeln gesammelt habe. Dabei ist mir bewusst, dass
diese Aufbauten nicht das letzte „Zehntel-dB“ herausholen und dass sie nicht
geeignet sind, am Rande des Footprints den Empfang der BBC zu ermöglichen. Die
nachfolgenden Beschreibungen beziehen sich auf Orte, an denen sowohl Astra1 als
Astra 2 mit starkem und stabilem Signal zu empfangen sind.
Ein Freund aus
einem englischsprachigen Land wollte bei uns im Emsland die britischen Sender
von 28,2 Grad Ost empfangen. In seinem Mietshaus hängen vier Parteien an einen
Quad-Monoblock für 13° und 19,2° Ost vor einem 80 cm Spiegel. Ein weiteres LNB
für 28,2° Ost mit DiSEqC-Switch hätte zu Komplikationen mit dem vorhandenen
Monoblock-LNB geführt. Also entschloss ich mich, die betreffende Zuführung zur
Wohnung des Freundes von der vorhandenen Anlage zu entfernen und einen
gesonderten Spiegel für ihn aufzubauen.
Wichtig war dabei
auch eine gewisse Betriebssicherheit. Da ich aus Erfahrung wusste, dass es
immer mal wieder Ärger gibt mit externen DiSEqC-Schaltern und/oder deren
Verkabelung, schwebte mir eine andere Lösung vor. Ich hatte vor längerer Zeit
schon mal einen 60er Spiegel für den Empfang der Engländer bei uns in Haren
aufgebaut und wusste, dass das Signal stark genug ist für einen stabilen
Empfang mit Regenreserve. Nur bei sehr schwarzen Wolken und/oder starken
Gewitterschauern merkt man den Unterschied. In solchen Situationen fällt das
Signal aus England an einer 60er
Parabolantenne mit 28,2° im Fokus etwas eher aus als die deutschen
Kanäle auf 19,2°.
Bei besagtem
Freund baute ich also eine Parabolantenne mit 60 cm Durchmesser auf, die ich
zunächst mit einem Einzel-LNB stabil auf 28,2° Ost ausrichtete. Dann entfernte
ich das einzelne LNB und tauschte es gegen ein 6° Monoblock-LNB aus. Die
Gradangaben bei Monoblock LNBs beziehen sich immer auf eine Spiegelgröße von 80
cm. Bei meinem Monoblock-LNB der Marke Inverto beträgt der Abstand der beiden
Feedhörner 62 mm. Bereits bei meinen vorherigen Versuchen hatte ich mich
hinsichtlich der LNB-Abstände an der Faustformel von Andreas Beitinger auf
seiner Seite orientiert:
Die Feedarmlänge
des vorhandenen Spiegels betrug ca. 31,5 Zentimeter vom Spiegel bis zur
LNB-Halterung. 315 mm x 0,2 ergibt exakt 63 mm! Also fast auf den Millimeter
genau. Ich montierte das Monoblock-LNB so in der Halterung, dass das Feed B
sich im Fokus befand. Mit anderen Worten: wenn man auf die Plastikkappen des
LNBs schaut, befindet sich das rechte Feedhorn in der LNB-Halterung. Das
Monoblock-LNB habe ich dann so gedreht, dass das andere Feedhorn ein paar
Millimeter niedriger ist als das im Fokus befindliche. Gespiegelt im
Parabolreflektor ergibt dies, dass der um 2° unterschiedlichen Elevation der
beiden Satelliten Rechnung getragen wird. Für eine höhere Elevation muss das
betreffende LNB etwas tiefer sitzen und umgekehrt. Da der Astra 1 auf 19,2 Grad
zwei Grad höher steht, ist das schielende Feedhorn dementsprechend ein paar
Millimeter tiefer montiert.
Orthodoxe
Techniker mögen diese Lösung verteufeln. Auch Beitinger verwünscht die
Monoblock LNBs in Grund und Boden. Hierzu möchte ich anmerken, dass es nicht um
eine Lösung für DXer geht, sondern um eine einfache und praktikable
Installation, die ihre Alltagstauglichkeit nunmehr seit mehreren Monaten ohne
Signalausfall bewiesen hat. Der Receiver zeigt sowohl bei den deutschen als bei
den englischen Sendern eine Signalqualität um 87 Prozent an. Bei mittelstarkem
Regen ändert sich die Signalanzeige nicht.
60er Spiegel Multifeed 19,2/28,2 Grad Ost im Emsland
England und
Deutschland mit nur 40 Zentimetern
Ermutigt von
diesem Ergebnis begann ich nunmehr über eine Multifeedlösung für meinen
Zweitwohnsitz in der Nähe von Den Haag in den Niederlanden nachzudenken. Bisher
hatte ich dort zwei Flachantennen der Marke Selfsat installiert, die auf die
beiden Positionen 19,2° und 28,2 ° Ost ausgerichtet waren. Ich fand diese
Lösung etwas zu auf- und anfällig. Auffällig, weil im vollverkabelten Holland
der Satellitenempfang sehr schnell mit „integrationsunwilligen Immigranten aus
Nordafrika“ assoziiert wird. Die vielzitierte Toleranz der Niederländer ist leider
mehr Marketing in eigener Sache als Realität.
Anfällig war
diese Lösung, weil die Verkabelung mit einem DiSEqC-Switch bei mir im dortigen
rauen Küstenklima schon zweimal für Ausfälle gesorgt hatte.
Die Signale der
englischen Astra-Satelliten sind im Westen der Niederlande äußerst stark. Es
bietet sich daher an, die „deutsche“ Position 19,2° Ost in den Fokus zu nehmen
und die Briten mit einem schielenden LNB zu empfangen. So hatte ich es
jahrelang mit einer nur 40 cm großen Antenne und entsprechend
schmalen LNBs praktiziert. An meiner jetzigen Wohnung ist der Installationsort
weniger geschützt und ich wollte mir die Bastelei mit zwei losen LNBs und dem
DiSEqC-Schalter ersparen.
In verschiedenen
Ländern, u.a. den Niederlanden aber auch in Tschechien und der Slowakei werden
häufig Monoblock LNBs verwendet, die für den Empfang von 19,2° und 23,5° Ost
vorgesehen sind. Das enstpricht einem Abstand von 4,3°. Neugierig maß ich die
Länge des Feedarms meines neu erstandenen Parabolspiegels. Sie beträgt 24 cm. Da
ich kein Monoblock für 4,3° Abstand zur Hand hatte, berechnete ich nicht den
nötigen Abstand der Feedhörner, sondern das Verhältnis der Feedarmlänge bei 40er
Spiegel zu der Feedarmlänge beim 60er. Also 24 cm / 31,5 cm ergibt ca. 0.77.
Nun multiplizierte ich den Abstand eines 6° Monoblock mit diesem Faktor von
0,76 und kam auf einen Abstand von 4,57°. Etwas zuviel, aber ich wagte es und
bestellte einen Inverto Monoblock für den Abstand von 4,3°. Im vorliegenden
Fall montierte ich aufgrund des wesentlich stärkeren englischen Signals das
beim Blick auf die Plastikkappen linke Feedhorn im Fokus.
Beim Ausrichten
merkte ich allerdings, dass im Gegensatz zum 6° Monoblock bei diesem LNB das
rechte „Auge“ das A ist, also genau umgekehrt. Hier bestätigte sich, dass man
beim Installieren und Ausrichten nicht blind auf die Produktbeschreibung oder
die Aufschrift auf der Verpackung vertrauen sollte. Einfach durch Abdecken mit
der Hand testen, welches LNB ohne DiSEqC-Befehl aktiv ist. Ich hatte zuerst mit
dem „schielenden Auge“ (rechts!) auf 19,2° ausgerichtet ohne es zu merken.
Danach hatte ich verzweifelt versucht, mit dem anderen „Auge“ die Briten zu
empfangen. Natürlich ohne Erfolg.
Also nochmal
ausgerichtet auf 19,2° Ost mit einem einfachen LNB in der Halterung. Dann das einfache LNB
ausgetauscht gegen das 4,3° Monoblock-LNB, wohlgemerkt das linke Feedhorn in
die Halterung! Das rechte Feedhorn empfängt nun schielend die Briten auf 28,2°.
Die leichte Abweichung von ein paar Zehntel Grad fällt bei dem breiten Öffnungswinkel
des kleinen Spiegels kaum ins Gewicht. Versuche, den Spiegel auf das britische
Signal fein auszurichten ergaben bei mir keine messbare Verbesserung. Beide
Satelliten erzeugen an meinem Receiver mit dieser Konstruktion eine
Signalqualität von ca. 72 bis 74 Prozent und eine Signalstärke von ca. 84
Prozent, wobei letztere weniger Aussagekraft hat als die Qualität. Der Empfang von beiden Sat-Positionen ist damit ein bisschen besser als mit den
Selfsat Flachantennen. Der kleine 40er Reflektor ist dabei wesentlich
unauffälliger als zwei Flachantennen mit ca. 50 cm Breite und knapp 30 cm Höhe.
Vor allem aber ist die Installation mit dem Monoblock
weniger störanfällig. Kabel dran und fertig.
Fazit: es war ein
gewagtes Experiment, an einem kleinen Spiegel von nur 40 cm stabilen Multifeedempfang
aus England und Deutschland zu versuchen. Aufgrund der Nähe zur Zielregion des
Signals (180 km bis zur englischen Küste) und damit noch in der Kernzone des Footprints
erschien mir dieses Experiment jedoch aussichtsreich. Der Erfolg gibt mir
Recht.
Multifeed 19,2/28,2° Ost in Den Haag (NL)
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