"Westfernsehen"
im Emsland weiterhin verfügbar
In der
Nacht vom 29. auf den 30. September 2013 hob auf dem Weltraumbahnhof
Baikonur in Kasachstan eine russische Proton-Rakete ab. Als Nutzlast
an Bord befand sich der Astra 2E, der als Ersatz für einen älteren
Satelliten aus der Astra-Flotte dienen soll. Allerdings stellte der
erfolgreiche Start dieses neuen Satelliten für die Fernsehzuschauer
in Europa keinen Fortschritt dar. Im Gegenteil, für viele am
englischen Fernsehen Interessierte wurde es sehr viel schwieriger,
die Fernsehprogramme von der Insel zu empfangen. So wird man
beispielsweise in Berlin die Programme der BBC nur noch mit extrem
großen Parabolspiegeln ab zwei Metern Durchmesser empfangen können.
Sogar noch in Bremen sollte die Satellitenantenne mindestens einen
Meter Durchmesser haben, um auch bei Regen noch einwandfreien Empfang
zu garantieren. Zuvor war der Empfang der englischen Sender mit
wesentlich kleineren Satellitenschüsseln möglich.
Der Grund
für diese gewollte Verschlechterung sind die Urheberrechte für die
Fernsehsendungen, z.B. Spielfilme oder Showkonzepte. Oder noch kürzer
ausgedrückt: es geht mal wieder ums Geld. In scharfem Kontrast zum
Gedanken eines zusammenwachsenden Europas, schotten sich mittlerweile
immer mehr Länder fernsehtechnisch von den Nachbarn ab.
Im Emsland
stellten zum Beispiel die niederländischen Fernsehprogramme
jahrzehntelang eine gute Alternative dar, wenn man Spielfilme und
Serien in der Originalsprache (meist Englisch) sehen wollte. Seit
ungefähr zehn Jahren wurden diese Programme dann nach und nach aus
dem Kabelnetz genommen. Auch über die Hausantenne ist der Empfang
der Holländer schwieriger geworden. Bei der Umstellung auf das
digitale DVB-T haben die Niederländer für die Versorgung der
Grenzregion einen sehr hohen UHF-Kanal (60) gewählt, sodass die
Reichweite gegenüber der Analog-Ära wesentlich geringer ist. Die
gute Nachricht hierbei: im Emsland sind wir nah genug an der Grenze
um mit einer vertikal montierten Dachantenne trotzdem noch das
schwächere digitale Signal aufzufangen.
Die
attraktiven Programme der BBC, Channel 4, ITV, zahlreiche Musiksender
und vieles mehr aus Großbritannien waren seit 2003 in den meisten
Regionen Deutschlands mit handelsüblichen Parabolantennen frei
empfangbar, sofern diese auf die Position des britischen Astra
ausgerichtet waren (28,2 Grad Ost). Nun werden die Satelliten
sukzessive ersetzt durch neue Modelle mit einem sehr engen
"Footprint", d.h. die Satellitensignale werden sehr scharf
gebündelt und auf die Britischen Inseln gerichtet. So bleibt nur
noch sehr wenig für die Nachbarländer übrig und die
Satellitenschüssel muss einige Nummern größer ausfallen, um
überhaupt noch etwas vom englischen Fernsehen erhaschen zu können.
Allerdings auch hier die gute Nachricht: im Emsland sind wir kaum
davon betroffen. Durch unsere Lage im äußersten Westen ist hier
weiterhin stabiler Empfang mit den handelsüblichen Parabolantennen
mit einem Durchmesser von 60 oder besser 80 Zentimetern möglich.
Für den
Empfang des englischen Fernsehens genügt es, das vorhandene LNB an
der Satellitenschüssel um ein weiteres Standard-LNB zu erweitern.
Diese
beiden LNBs (= die Köpfe, die in den Parabolspiegel hineinschauen)
werden dann mit einem Umschalter (entweder ein sogenannter
DISEqC-Schalter oder ein eventuell schon vorhandener Multischalter)
zusammengeschaltet. Die Umschaltung geschieht dann automatisch durch
den Receiver. Die beiden LNBs werden durch eine spezielle Halterung
(Multifeedhalter) in einem bestimmten Abstand gehalten. Auf diese
Weise werden dann genau die zwei Positionen am Himmel erfasst, von wo
die deutschen und die englischen Programme kommen. Die zu
investierende Summe für diese Erweiterung hält sich in
überschaubaren Grenzen. Im Versandhandel ist man mit 30 bis 50 Euro
dabei.
Beispiel
für eine Satellitenschüssel für den Empfang der deutschen und
englischen Programme (Im Gegensatz zur oben abgebildeten Anlage wäre
es noch besser, den englischen Satelliten in den Fokus zu nehmen,
d.h. das "englische" LNB in die Mitte an den Arm und das
"deutsche" links daneben).
Hyazinth
Sievering
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