Sunday 20 December 2015

Englisches Fernsehen im Emsland


"Westfernsehen" im Emsland weiterhin verfügbar


In der Nacht vom 29. auf den 30. September 2013 hob auf dem Weltraumbahnhof Baikonur in Kasachstan eine russische Proton-Rakete ab. Als Nutzlast an Bord befand sich der Astra 2E, der als Ersatz für einen älteren Satelliten aus der Astra-Flotte dienen soll. Allerdings stellte der erfolgreiche Start dieses neuen Satelliten für die Fernsehzuschauer in Europa keinen Fortschritt dar. Im Gegenteil, für viele am englischen Fernsehen Interessierte wurde es sehr viel schwieriger, die Fernsehprogramme von der Insel zu empfangen. So wird man beispielsweise in Berlin die Programme der BBC nur noch mit extrem großen Parabolspiegeln ab zwei Metern Durchmesser empfangen können. Sogar noch in Bremen sollte die Satellitenantenne mindestens einen Meter Durchmesser haben, um auch bei Regen noch einwandfreien Empfang zu garantieren. Zuvor war der Empfang der englischen Sender mit wesentlich kleineren Satellitenschüsseln möglich.

Der Grund für diese gewollte Verschlechterung sind die Urheberrechte für die Fernsehsendungen, z.B. Spielfilme oder Showkonzepte. Oder noch kürzer ausgedrückt: es geht mal wieder ums Geld. In scharfem Kontrast zum Gedanken eines zusammenwachsenden Europas, schotten sich mittlerweile immer mehr Länder fernsehtechnisch von den Nachbarn ab.

Im Emsland stellten zum Beispiel die niederländischen Fernsehprogramme jahrzehntelang eine gute Alternative dar, wenn man Spielfilme und Serien in der Originalsprache (meist Englisch) sehen wollte. Seit ungefähr zehn Jahren wurden diese Programme dann nach und nach aus dem Kabelnetz genommen. Auch über die Hausantenne ist der Empfang der Holländer schwieriger geworden. Bei der Umstellung auf das digitale DVB-T haben die Niederländer für die Versorgung der Grenzregion einen sehr hohen UHF-Kanal (60) gewählt, sodass die Reichweite gegenüber der Analog-Ära wesentlich geringer ist. Die gute Nachricht hierbei: im Emsland sind wir nah genug an der Grenze um mit einer vertikal montierten Dachantenne trotzdem noch das schwächere digitale Signal aufzufangen.

Die attraktiven Programme der BBC, Channel 4, ITV, zahlreiche Musiksender und vieles mehr aus Großbritannien waren seit 2003 in den meisten Regionen Deutschlands mit handelsüblichen Parabolantennen frei empfangbar, sofern diese auf die Position des britischen Astra ausgerichtet waren (28,2 Grad Ost). Nun werden die Satelliten sukzessive ersetzt durch neue Modelle mit einem sehr engen "Footprint", d.h. die Satellitensignale werden sehr scharf gebündelt und auf die Britischen Inseln gerichtet. So bleibt nur noch sehr wenig für die Nachbarländer übrig und die Satellitenschüssel muss einige Nummern größer ausfallen, um überhaupt noch etwas vom englischen Fernsehen erhaschen zu können. Allerdings auch hier die gute Nachricht: im Emsland sind wir kaum davon betroffen. Durch unsere Lage im äußersten Westen ist hier weiterhin stabiler Empfang mit den handelsüblichen Parabolantennen mit einem Durchmesser von 60 oder besser 80 Zentimetern möglich.

Für den Empfang des englischen Fernsehens genügt es, das vorhandene LNB an der Satellitenschüssel um ein weiteres Standard-LNB zu erweitern.


Diese beiden LNBs (= die Köpfe, die in den Parabolspiegel hineinschauen) werden dann mit einem Umschalter (entweder ein sogenannter DISEqC-Schalter oder ein eventuell schon vorhandener Multischalter) zusammengeschaltet. Die Umschaltung geschieht dann automatisch durch den Receiver. Die beiden LNBs werden durch eine spezielle Halterung (Multifeedhalter) in einem bestimmten Abstand gehalten. Auf diese Weise werden dann genau die zwei Positionen am Himmel erfasst, von wo die deutschen und die englischen Programme kommen. Die zu investierende Summe für diese Erweiterung hält sich in überschaubaren Grenzen. Im Versandhandel ist man mit 30 bis 50 Euro dabei.



Beispiel für eine Satellitenschüssel für den Empfang der deutschen und englischen Programme (Im Gegensatz zur oben abgebildeten Anlage wäre es noch besser, den englischen Satelliten in den Fokus zu nehmen, d.h. das "englische" LNB in die Mitte an den Arm und das "deutsche" links daneben).

Hyazinth Sievering